Spulwürmer: Beschreibung

 

Spulwürmer gehören zu den Fadenwürmern (Nematoda). Sie sind weltweit verbreitet und können auch in Deutschland vorkommen. Männliche Spulwürmer werden bis zu 25 Zentimeter, weibliche sogar bis zu 40 Zentimeter lang. Spulwürmer sind Parasiten. Sie leben in einem anderen lebendigen Organismus, ihrem Wirt. Obwohl Spulwürmer sich meistens in mehreren Organismen ernähren können, pflanzen sie sich nur in ihrem Endwirt fort.

 

So bevorzugt eine Art Spulwurm Mensch, Schwein, Hund oder ein anderes Lebewesen. Nach diesem Hauptwirt werden sie in der Regel benannt. Anisalkis marina befällt beispielsweise hauptsächlich Meerestiere und Toxocara canis den Hund (canis bedeutet Hund). Treten Spulwürmer bei Menschen auf, handelt es sich fast immer um Ascaris lumbricoides. Der Mensch ist für ihn sowohl Haupt- als auch Endwirt. Eine Wurmerkrankung mit Ascaris wird auch als Ascariasis bezeichnet. Andere Spulwürmer können ebenfalls den Menschen befallen und ihm schaden, auch wenn sie sich nicht in ihm fortpflanzen. Die folgende Tabelle zeigt, welche Spulwürmer bei Menschen vorkommen.

 

 

Spulwurm

 

Hauptwirt

 

Ascaris lumbricoides

 

Mensch

 

Ascaris suum

 

Schwein

 

Anisakis marina

 

Meerestiere

 

Toxocara canis

 

Hund

 

Toxocara cati

 

Katze

 

Die Ascariasis ist eine der weltweit häufigsten Wurminfektionen. Experten schätzen, dass circa 760 Millionen bis 1,4 Milliarden Menschen mit diesem Wurm infiziert sind. Vor allem in Ostasien, Afrika und Lateinamerika werden viele Fälle verzeichnet. Ein niedriger Lebensstandard in Slums und ländlichen Regionen begünstigt die Verbreitung der Spulwürmer. Bei Kindern in diesen Gegenden sind sogar bis zu 90 Prozent befallen. In Industrieländern sind es dagegen meistens weniger als ein Prozent. Seit den fünfziger Jahren nehmen die Zahlen in Mitteleuropa deutlich ab.

 

Lebensweise der Spulwürmer

 

Die geschlechtsreifen Spulwürmer leben im Dünndarm. Sie sind bleistiftdick und rosa-gelblich gefärbt. Die weiblichen Spulwürmer produzieren täglich etwa 200.000 Eier, die über den menschlichen Stuhl ausgeschieden werden. In einer warm-feuchten Umgebung von etwa 30 Grad reifen die Eier am besten. Die Eier müssen erst außerhalb des Körpers reifen, bevor sie infektiös sind. Deswegen ist eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch auch ausgeschlossen. Werden die Eier nach zwei bis sechs Wochen durch verunreinigte Lebensmittel vom Menschen aufgenommen, können die Larven im Dünndarm schlüpfen und ihren Wirt infizieren. Dazu durchbohren sie die Dünndarmwand und gelangen über die Venen in die Leber.

 

Danach wandern sie weiter entlang der Blutwege über das rechte Herz in die Lunge. Im Alter von etwa einer Woche durchbrechen sie das Gefäßsystem und siedeln sich in den Lungenbläschen an. Dort häuten sie sich ein bis zweimal und krabbeln die Bronchien und die Luftröhre entlang aufwärts in den Rachenraum. Dort reizen sie die Schleimhaut und lösen einen Schluckreflex aus. Der Wirt verschluckt die jungen Spulwürmer und transportiert sie dadurch über die Speiseröhre in den Magen und schließlich wieder in den Dünndarm. Hier reifen die Spulwürmer zu erwachsenen, geschlechtsfähigen Parasiten aus. Die ersten Eier produzieren diese Spulwürmer, wenn sie etwa zwei bis drei Monate in ihrem Wirt verbracht haben. Insgesamt werden sie ungefähr 18 Monate alt.

 

Spulwürmer: Symptome

 

Spulwürmer durchwandern während ihrer Entwicklung verschiedene Regionen im menschlichen Körper. Rufen Spulwürmer Symptome hervor, verraten diese meistens das gerade besiedelte Organ. Man unterscheidet eine pulmonale Ascariasis in der Lunge von einer intestinalen Ascariasis im Darm. Während der ersten Tage der Spulwürmer im Magen, Darm, Blut und in der Leber werden die Abwehrzellen des Körpers aktiviert. In diesem Krankheitsstadium rufen die Spulwürmer meistens aber noch keine Krankheitszeichen hervor.

 

Spulwürmer in der Lunge

 

In der Lunge angekommen, können die Abwehrreaktionen deutlich zunehmen. Die Lunge produziert vermehrt Schleim. Die Bronchien können gereizt werden und sich verengen (Bronchospasmus). Betroffene leiden häufig unter trockenem Husten und können schlechter atmen. Sie empfinden ein Druckgefühl hinter dem Brustbein. Es kann auch zu asthmaähnlichen Anfällen kommen. Oft werden diese Beschwerden von erhöhten Temperaturen oder leichtem Fieber begleitet. Gelegentlich treten allergische Reaktionen wie Hautausschläge (Urtikaria) oder Gesichtsschwellungen (Angioödem) auf. Innerhalb von ein bis zwei Wochen bilden sich diese Symptome in der Regel wieder zurück. Spulwürmer bei Kindern führen dagegen teilweise zu lebensbedrohlichen Lungenentzündungen.

 

Spulwürmer im Darm

 

Die erwachsenen Spulwürmer halten sich bevorzugt im oberen Dünndarm (Jejunum) auf. Die Symptome hängen meistens von der Anzahl der Würmer ab. Einzelne Spulwürmer verursachen oft gar keine Beschwerden oder nur gelegentlich leichte Bauchschmerzen. Unspezifische Beschwerden wie Übelkeit oder Erbrechen sind möglich. Leben um die 100 Spulwürmer im Dünndarm, können sie den Darm verstopfen (Ileus). Betroffene leiden unter stärksten teils kolikartigen Bauchschmerzen und müssen sich übergeben. Der Bauch ist dick aufgebläht und druckschmerzhaft. Wird die Darmwand schlechter durchblutet, kann sie reißen oder sich entzünden. Eine Darmperforation ist lebensgefährlich und muss sofort operiert werden.

 

Spulwürmer bei Kindern verursachen wegen des kleineren Darms oft schon früher Symptome. Die Würmer verhindern zudem, dass Nahrungsmittel ordnungsgemäß verdaut werden. Einige Betroffene entwickeln einen Eiweißmangel. Gelangen Spulwürmer in den Magen, müssen sich Betroffene übergeben. Spulwürmer im Dickdarm werden mit dem Stuhl ausgeschieden.

 

Spulwürmer in den Gallenwegen

 

Gelangen Spulwürmer in die Gallenwege können sie dort eine sogenannte biliäre Ascariasis auslösen. Sie verstopfen die Gallenwege und verhindern, dass die Galle aus der Leber abfließt. Eine Entzündung der Gallenwege (Cholangitis) oder abgekapselte Entzündungsherde in der Leber (Abszesse) sind die Folge. Heftigste Schmerzattacken im rechten Oberbauch attackieren die Betroffenen wie aus dem Nichts. Oft müssen sie sich gallig übergeben und entwickeln Fieber. Fließt die Galle länger nicht ab, können sich die Haut und das Augenweiß gelblich verfärben (Ikterus). Entzündet sich die Leber, bestehen Krankheitszeichen einer Hepatitis. Befallen Spulwürmer die Bauchspeicheldrüse, treten Symptome einer Pankreatitis auf.

 

In selteneren Fällen können Spulwürmer auch in die Nasennebenhöhlen, das Mittelohr, die Augen oder das weibliche Genital einwandern und unterschiedlichste Symptome verursachen. Oft luken sie aus den verschiedenen Körperöffnungen hervor oder verursachen Beulen.

 

Spulwürmer: Ursachen und Risikofaktoren

 

Spulwürmer kommen vor allem bei schlechten hygienischen Bedingungen vor. Eine hohe Bevölkerungsdichte und feuchte Böden begünstigen ihre Vermehrung. Menschen infizieren sich, indem sie die Eier in den Mund aufnehmen. Bei Erwachsenen gelangen die Eier meistens durch verunreinigte Nahrungsmittel in den Körper. Werden Gemüse, Obst oder andere Naturprodukte mit Fäkalien oder Abwasser gedüngt, können Spulwürmer-Eier an den Lebensmitteln haften bleiben. Ungekochtes Gemüse oder roher Salat sind daher genau wie verunreinigtes Trinkwasser häufige Infektionsquellen für Spulwürmer. Bei Kindern gelangen die Eier oft schon beim Spielen auf dem Boden, im Staub oder mit kontaminiertem Spielzeug in den Mund.

 

Die Eier sind sehr widerstandsfähig und können in feuchter warmer Erde jahrelang überleben. Lediglich hohe Temperaturen über 40 Grad, direkte Sonneneinstrahlung oder große Trockenheit können die Eier vernichten. In Gebieten mit saisonaler Trockenheit infizieren sich die Menschen nur zu bestimmten Jahreszeiten. Haben Spulwürmer erst einmal den Darm des Menschen erreicht, können sie praktisch in jede kleinste Öffnung kriechen.

 

Spulwürmer: Untersuchungen und Diagnose

 

Besteht der Verdacht auf einen Spulwürmer-Befall, versucht man die Würmer selbst, ihre Eier oder ihre Larven im Körper nachzuweisen. Besiedeln die Würmer bereits den Darm, kann man ihre typischen rund-ovalen Eier aus einer Stuhlprobe unter dem Mikroskop identifizieren. Werden erwachsene Würmer komplett mit dem Stuhl ausgeschieden oder erbrochen, kann ebenfalls die Diagnose einer Ascariasis gestellt werden. In einigen Fällen werden Spulwürmer zufällig bei einer Magen- oder Darmspiegelung entdeckt. Auch in einer Ultraschalluntersuchung oder Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel kann man Spulwürmer sichtbar machen.

 

In den ersten Tagen nach einer Infektion ist es dagegen schwieriger, Spulwürmer nachzuweisen. Im Blut oder im Speichel kann man vermehrt bestimmte Abwehrzellen (Eosinophile) finden. Allerdings beweisen sie eine Spulwürmer-Infektion noch nicht. Gelegentlich können im Speichel oder Magensaft Larven entdeckt werden. Gelingt dieser Nachweis nicht, muss abgewartet werden, bis die Spulwürmer den Magen-Darm-Trakt erreicht haben.

 

Spulwürmer: Behandlung

 

Die Anti-Wurm-Mittel Albendazol und Mebendazol können schon bei einmaliger Gabe die Spulwürmer im Körper abtöten. Bei bestehender Schwangerschaft können diese Wirkstoffe dem Embryo schaden und sollten nicht eingesetzt werden. Vergleichbare Präparate wie Piperazin, Ivermectin und Pyrantel sind ebenfalls wirksam gegen erwachsene Spulwürmer. Die Larven werden allerdings durch keines der genannten Medikamente getötet. In dem anfänglichen Krankheitsstadium ist keine heilende Therapie möglich.

 

Ausgeprägte allergische Reaktionen können mit Kortisonpräparaten behandelt werden. Ein Darmverschluss durch Spulwürmer stellt immer einen Notfall dar und muss operativ behandelt werden. Verstopfen Spulwürmer die Gallenwege, werden diese durch Medikamente weit gestellt. Eine gleichzeitige Behandlung mit Anti-Wurm-Medikamenten führt meistens zur Heilung. Nur selten ist es notwendig, die Würmer mit einem Endoskop oder einer chirurgischen Operation zu beseitigen.

 

Spulwürmer: Krankheitsverlauf und Prognose

 

Der Krankheitsverlauf bei Wurmerkrankungen wird durch den Lebenszyklus der Würmer bestimmt. Sie entwickeln sich in unterschiedlichen Körperregionen und können dadurch vielfältige Symptome hervorrufen. Einzelne Würmer werden teilweise gar nicht bemerkt. Vermehren sich die Würmer schnell und leben in großer Zahl im Körper, treten meistens stärkere Symptome und häufiger Komplikationen auf. Ein Darmverschluss oder ein Lungenbefall kann tödlich enden. Besonders Kinder sind von diesen Komplikationen gefährdet.

 

Obwohl man eine einfache Ascariasis durch einmalige Medikamentengabe heilen kann, sterben jedes Jahr weltweit ungefähr 20.000 Menschen durch Spulwürmer. Mensch und Wurm werden auch weiterhin zusammen existieren, solange sich die hygienischen Bedingungen nicht verbessern und menschlicher Kot als Dünger verwendet wird. Indem man potenziell verunreinigte Nahrungsmittel, Trinkwasser oder Spielzeuge gründlich reinigt und abkocht, kann man die Spulwürmer fernhalten.

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